Frühstücksbrettchen oder nutzbares Smartphone? Das Nokia Lumia 1520 im Test
(04.12.2013 19:45 CET)
Danke an Lukas für Mitarbeit und Fotos!
Der Trend zu immer kleineren Geräten ist schon seit einigen Monaten vollends umgekehrt: Größer, schneller und höher auflösend sollen Smartphones sein, und nicht umsonst hat sich neben den klassischen Gerätekategorien auch die des „Phablets“, der Mischung als „Phone“ und Tablet“ etabliert. Bis zum GDR3 von Windows Phone gab es eine „hausgemachte“ Grenze, die es nicht erlaubte, bei diesem Wettlauf mitzumachen. Das Nokia Lumia 1520 ist das erste Gerät, das gleich mehrere Grenzen übertritt: Mit seinem 6 Zoll Display ist es das größte verfügbare Windows Phone, das bisher auf den Markt kam. Mit seiner Full HD-Auflösung von 1920*1080 Bildpunkten ist es zudem das einzige seiner Art bisher, und mit dem Quadcore-Prozessor dann auch das leistungsfähigste Windows Phone.
Das nicht genug: Bisher hatte Nokia einen separaten Micro SD-Slot seinen Mid- und Lowend-Geräten vorbehalten, was besonders beim Lumia 1020 für einigen Frust gesorgt hatte, denn hochauflösende Fotos füllen nun mal den internen Speicher schnell auf, und auf einer längeren Reise fällt das Aussortieren schnell schwer. Hinzu kommt, dass beim 1520 wie beim 1020 jeweils zwei Bilder aufgenommen werden, von denen nur das niedriger auflösende zum SkyDrive hochgeladen wird. Nun ist jedwede Diskussion hinfällig: Das Lumia 1520 ist das erste HighEnd-Gerät, das einen Micro SD-Slot hat und damit diese Problematik umgeht. Aktuell lassen sich ganze 96GB Speicher im Gerät unterbringen, 32 intern und 64 über eine optionale SD-Karte.
Genug der Vorrede: Wie schlägt sich das Riesengerät nun in der Praxis?
Das Nokia Lumia 1520 erinnert von seiner Form her sehr an das Lumia 925: Flach und mit abgerundeten Ecken hat das Lumia 1520 keinen Alurahmen, was es wieder mehr wie einen Block aussehen lässt. Mit einer Dicke von 8,7 mm ist es hinter dem Lumia 925 eines der flachsten Smartphones aus der Lumia-Reihe (Lumia 925: 8,5 mm). Trotz seiner Bildschirmgröße von 6 Zoll und seinem relativ hohen Gewicht von 209 Gramm liegt es erstaunlich gut in der Hand und passt (im Gegensatz zum Sony Xperia Ultra) auch noch knapp in die Hosentasche, ohne großartig zu stören. Aus einer Hemdtasche steht es allerdings einen guten Zentimeter hervor, was durchaus zu Irritationen und Nachfragen führt. Und einer Tatsache sollte man sich bewusst sein: Einhandbedienung ist nicht die erklärte Stärke des 1520. Normalgroße Hände schaffen es kaum, den oberen Bildrand oder die Zurück-Taste zu drücken, ohne das Gerät gefährlich ins Wackeln zu bekommen. Es macht definitiv Sinn, hier die zweite Hand zur Hilfe zu nehmen. Und das ist nicht mal ein Kritikpunkt: Wer ein Gerät des Formats des 1520 anschafft, der geht diesen Umstand bewusst ein... oder sollte es zumindest tun.
Das 6 Zoll Full-HD Display (1920 x 1080 Pixel/368 ppi) überzeugt und entschädigt dafür auf ganzer Linie. Nicht nur bei Spielen wie z.B. Asphalt 8 oder Modern Combat, sondern auch an vielen Stellen im System. Sicherlich ganz vorne dabei die zusätzliche Kachelspalte, die drei normal große Kacheln, eine breite und eine normal große oder 6 x 2 kleine Kacheln pro Reihe erlaubt. In meinem ersten kurzen Kontakt mit dem 1520 vor einigen Wochen war ich mässig beeindruckt: Ich bin ein Gewohnheitstier und richte meine Startseiten bei allen Windows Phones gleich ein. Allerdings öffnen einem die neuen Möglichkeiten, entweder mehr Informationen (im Sinne von mehr Kacheln) oder aber detailliertere Informationen (im Sinne von größere und damit informativere Kacheln) unterzubringen ungeahnte Möglichkeiten. Und sie kosten einen schon den einen oder anderen Abend, an dem man hier probiert, da verschiebt, hier resized... und in der Summe ist es ein echter Gewinn, der den Kern von Windows Phone nochmal verstärkt.
Dann sind natürlich – zumindest bei den internen Apps und solchen, die bereits von den Entwicklern angepasst wurden – einfach mehr Informationen sichtbar, wie man schön am Posteingang erkennen kann: Allerdings ist die Anpassung der Apps durchaus ein Thema: Einige Apps – so zum Beispiel Nokias externe Wiedergabe – maulen, dass sie für das Gerät nicht geeignet seien, und auf „Nachfrage“ teilen sie dann mit, dass das Gerät keine der beiden alten Standardauflösungen hat. Keine Frage: Mit der Zeit unproblematisch, aktuell ein kleines Ärgernis, wobei mir bisher nur eine Handvoll Apps mit diesem Problem über den Weg gelaufen sind.
Neben dem größten Smartphone der Lumia-Reihe ist es auch das leistungsstärkste: Ausgestattet mit einem Qualcomm Snapdragon 800-Prozessor und vier Kernen bringt es stolze 2,3 GHz auf. Hochauflösende und schnelle Spiele sind also kein Problem und laufen flüssig und ohne Ruckler. Und bei der Auflösung ersetzt das Lumia 1520 gerne mal jede mobile Spielekonsole oder alternativ eben auch das mobile Entertainment-Studio. Nimmt man eine externe App wie den MoliPlayer Pro, der auch nicht nativ unterstützte Videoformate abspielt, dann läuft mal eben ein Full HD MKV-Film ruckelfrei auf dem Lumia. Sauber!
Es zählen zwar die inneren Werte, aber das 1520 kann auch mit seinem Aussehen punkten. Egal ob in Weiß, Schwarz oder (wie bei mir) in Gelb: Es ist einfach schön anzusehen und wirkt nicht übermäßig protzig. Wie schon beim 1020 sind die farbigen Oberflächen matt, damit wenig Fingerabdruck-empfindlich, und wirken nicht plastikhaft, sondern recht edel. Witziges Detail: Nokia hat die drei Softkeys unten am Gerät zusammengerückt gelassen wie bei den anderen Geräten, was auf der einen Seite logisch ist, auf der anderen sonderbar wirkt, weil einfach größenbedingt noch so viel Platz links und rechts frei ist. Im Gegensatz zu den Vorgängern "verschwinden" die Tasten im Schwarz der Umrandung, wenn sie nicht leuchten.
Nun zur Kamera. Nach dem Fotomonster Lumia 1020 kann auch das 1520 mit einer guten Kamera überzeugen. Zwar besitzt es „nur“ eine Auflösung von 20 Megapixeln - und damit nur knapp die Hälfte der Auflösung des 1020 (41 MP) – aber die Fotos können sich trotzdem sehen lassen. Außerdem ist Nokia im Design einen Schritt zurückgegangen: Beim 1520 findet man eine Kamera, die sich optisch (also „vom Ansehen“) nicht von der des 925 unterscheidet, der des 1020 aber qualitativ nahe kommt. Der Unterschied: Beide Geräte nehmen zum Teilen ein 5 Megapixel-Bild auf, das 1020 aber dann ein 35 MPix-Bild, in das ohne Verlust dreifach hineingezoomt werden kann, das 1520 „nur“ ein 16 MPix-Bild und damit geringeren Zoom. Qualitativ, und das ist für mich viel wichtiger, sind die Bilder der Geräte nahezu identisch hervorragend.
Nicht wirklich offenbar und vor allem leider auch wenig kommuniziert: das Nokia Lumia 1520 verwendet als erstes Windows Phone eine Nano-SIM!!– auch eine MicroSD mit bis zu 64 GB Speicher im Lumia verwenden.
Was nirgendwo besonders hervorgehoben, trotzdem aber erwähnt werden sollte: Kabelloses Laden und NFC-Kommunikation ist mit dem Lumia 1520 ohne zusätzliche Qi-Hülle möglich. Nur bei der AT&T-Variante fehlt Qi, in der europäischen Variante lässt sich der komplette Zubehörreigen von Nokia und anderen Herstellern problemlos nutzen.
Auch die Datenübertragung ist interessant: Die Downloadgeschwindigkeit über LTE beträgt 150 MBit/s (beim 1020 beträgt sie nur 100 MBit/s).
Last but not least: Die Akkukapazität. Das Lumia 1520 wirkt sehr Akkuschonend, was angesichts der Prozessorpower und des großen Displays verwundert. Das liegt daran, dass das 1520 eine Akkukapazität von 3400 mAh hat. Im Vergleich: Das 920 und das 1020 haben nur 2000 mAh. Bei normaler Nutzung kommt das 1520 bei mir auf gute anderthalb Tage Laufzeit, inklusive Dauerverbindung zu einem Exchange, viel Surfen, Musik hören, Spielen und mäßigem Telefonieren. Vergleichsgeräte in dieser Klasse wie beispielsweise das Sony XPERIA Ultra packt es damit locker in die Tasche.
Preis:
EUR 799,- bei Amazon und anderen
Fazit:
Groß, schnell, leistungsstark, hochauflösend. Das Lumia 1520 setzt sich meiner Meinung nach die Krone der Lumia-Reihe auf, und das zurecht. Vor allem zum Erstellen oder Bearbeiten von Dokumenten via Office oder zum Genießen von Spielen und Filmen eignet sich das 6 Zoll Display hervorragend und fällt trotzdem nicht negativ auf.
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